Liebe Freunde,
Ich lebe. Ich lebe in einem abgefuckten Industriebau in einer mittelgefährlichen Gegend in der kriminellsten Stadt Amerikas, in Baltimore, Maryland USA. Aber ich lebe gut. Von gelegentlichen, sentimentalen Heimwehgefühlen mal abgesehen wenn mal was nicht klappt. Einige von euch kennen ja vielleicht das Gefühl, wenn total banale Dinge, wie Geld abheben an einem Bankautomaten, eben mal nicht funktionieren und man mit Tränen in den Augen und Wut auf Land und Leute nach Hause rennt. Wenn man mit den letzten $10 eine Weinflasche für ausgewiesene $8,99 kaufen will, man aber kläglichst scheitert, weil die Amerikaner auf alles, aber wirklich auf alles eine tax (Gebühr) berechnen (nicht nur auf Alkohol und Zigaretten auch auf eine Packung lila M&Ms für 86cent).
Nun bin ich hier im Land der BLABLABLA. Ja es ist alles frei und grenzenlos und irgendwie schön. Meine Befürchtung, dass die Amerikaner mich erst gar nicht ins Land lassen war übrigens unbegründet. Ich kam sehr schnell und vollkommen ohne Komplikationen rein und nach 20 Stunden Anreise, ohne Schlaf, dafür mit Flugzeugessen im Bauch, suchte ich mir meinen Weg von Washington DC nach Baltimore. Die ersten Amerikaner, die ich noch am Flughafen kennenlernte, waren ein älteres Ehepaar die mir von sich aus und prompt mit dem Bus halfen. Die waren so nett, dass ich gleich ganz milde wurde. Sie liehen mir Geld, weil den Bus musste man passend bezahlen, sie fragten mich, wo ich hin müsste, sie brachten mich zur Metro und scherzten unentwegt. Wirklich nett. Im beigefarbenen Dress und hochgezogenen Socken in Turnschuhen bestätigten sie gleich mehrere amerikanische Klischees. Dass nahezu alle Amerikaner eine großzügige oberflächige Freundlichkeit pflegen, bestätigte sich an diesem Tag dann noch häufiger. Es ist irgendwie ganz schön und auch hilfreich, man kann wildfremde Menschen ganz ungeniert dumme Sachen fragen.
Als ich endlich in Baltimore ankam, aus dem Bahnhofsgebäude und in meine neue Heimatstadt schritt, war mir ganz seltsam zu Mute. Aber ein schönes Seltsam, kein blödes. Ich setzte mich in ein Taxi und ließ mich zum abgefuckten Industriebau fahren. Der Taxifahrer, ebenfalls oberflächlich aber im höchsten Maße freundlich, erklärte mir, dass meine neue Wohngegend nun nicht gerade zu den sichersten dieser Stadt zähle.... Drauf geschissen. Ich brauchte Schlaf und ein Bett und ein Raum für mich. Nach einer schnellen Führung mit Frank, dem Vermieter meines Apartments, durchs verwirrende und riesengroße Gebäude, auch Copycat genannt, bekam ich alle Schlüssel, endlich Schlaf und Internetzugang.

Meine neue Adresse
bis Ende Dezember
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Katrin Steiger
E 309 Federal St
Apt. F403
Baltimore, MD
21202, USA

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